MANCOVA mit Messwiederholung: Widersprüchliche Interaktion

Faktoren- und Clusteranalysen, Diskriminanzanalysen und weitere multivariate Verfahren aller Art mit SPSS

MANCOVA mit Messwiederholung: Widersprüchliche Interaktion

Beitragvon anjakuhn » Sa 13. Aug 2022, 13:27

Hallo,

ich habe in meiner Interventionsstudie mit 2 Gruppen (Interventionsgruppe & Wartelistenkontrollgruppe) und 3 Messzeitpunkten untersucht, ob eine Online-Intervention zu einer Steigerung der Resilienz und des Sinnerlebens führt. Dafür habe ich eine einfaktorielle multivariate Kovarianzanalyse (MANCOVA) mit Messwiederholung durchgeführt (mit SPSS).

Ich habe folgende Ergebnisse erhalten:
-Die Tests der Zwischensubjekteffekte zeigen keinen signifikanten Unterschied zwischen den beiden Gruppen im Hinblick auf die beiden abhängigen Variablen.
-Die Tests der Innersubjekteffekte („Tests auf Univariate“) zeigen innerhalb der Gruppen ebenfalls keine signifikante Veränderung der beiden abhängigen Variablen (= kein signifikanter Haupteffekt für die Zeit).

Was mich nun verwundert:
-Trotz dieser nicht signifikanten Haupteffekte (bei den Innersubjekteffekten & den Zwischensubjekteffekten) zeigt sich für eine abhängige Variable (Sinnerleben) in der Tabelle „Tests auf Univariate“ (Innersubjekteffekte) eine signifikante Interaktion von Zeit und Gruppe - was ja für einen signifikanten Unterschied zwischen den Gruppen spricht

Nun frage ich mich, ob ich diesen sig. Interaktionseffekt überhaupt interpretieren soll, da der Haupteffekt nicht signifikant ist und wie ich mit diesem Widerspruch in den Ergebnissen umgehen soll.

Ich wäre für jeden Tipp und jede Hilfe sehr dankbar!
Viele Grüße
anjakuhn
 
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Re: MANCOVA mit Messwiederholung: Widersprüchliche Interakti

Beitragvon ponderstibbons » Sa 13. Aug 2022, 17:08

Inwiefern sollte eine Wechselwirkung nicht interpretierbar sein, wenn kein Haupteffekt vorliegt?

Es erleichtert zudem die Diskussion, wenn bei Vorliegen einer Interaktion die Haupteffekte nicht
angenommen werden.

Was mich mehr wundert, was soll es jetzt sein, eine gemischte multivariate Varianzanalyse oder
doch nicht? Bei einer multivariaten Varianzanalyse operationalisieren die abhängigen Variablen
gemeinsam ein Konstrukt und man betrachtet die Variablen nicht mehr einzeln. Wenn man sie
einzeln betrachten möchte, rechnet man halt von vornherein für jede eine eigene gemischte
Varianzanalyse.

Und wieso Kovarianzanalyse, was ist denn die Kovariate?

Mit freundlichen Grüßen

PonderStibbons
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Re: MANCOVA mit Messwiederholung: Widersprüchliche Interakti

Beitragvon strukturmarionette » Mo 15. Aug 2022, 05:45

Hi,

2 Gruppen

- n1?; n2?
- deren Zustandekommen?

Kovarianzanalyse (MANCOVA) mit Messwiederholung durchgeführt (mit SPSS).

- wie?

Gruß
S.
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Re: MANCOVA mit Messwiederholung: Widersprüchliche Interakti

Beitragvon anjakuhn » Di 16. Aug 2022, 11:27

Vielen Dank für die Antwort!

ponderstibbons hat geschrieben:Inwiefern sollte eine Wechselwirkung nicht interpretierbar sein, wenn kein Haupteffekt vorliegt?
PonderStibbons


In diesem Fall erscheint es mir widersprüchlich, da die Haupteffekte nicht für einen Unterschied zwischen den Gruppen & somit nicht für einen Effekt der Intervention sprechen, der Interaktionseffekt jedoch schon. Nun bin ich mir nicht sicher, ob der Haupteffekt oder der Interaktionseffekt bei meinem Auswertungsverfahren zu "priorisieren" ist.

ponderstibbons hat geschrieben:Es erleichtert zudem die Diskussion, wenn bei Vorliegen einer Interaktion die Haupteffekte nicht
angenommen werden.
PonderStibbons


Bedeutet das, dass die Interaktionseffekte bei meinem Design/ Auswertungsverfahren eine höhere Relevanz haben? (ähnlich wie es hier zur gemischten ANOVA beschrieben ist? https://statistikguru.de/spss/mixed-ano ... immen.html )

ponderstibbons hat geschrieben:Was mich mehr wundert, was soll es jetzt sein, eine gemischte multivariate Varianzanalyse oder
doch nicht? Bei einer multivariaten Varianzanalyse operationalisieren die abhängigen Variablen
gemeinsam ein Konstrukt und man betrachtet die Variablen nicht mehr einzeln. Wenn man sie
einzeln betrachten möchte, rechnet man halt von vornherein für jede eine eigene gemischte
Varianzanalyse.
PonderStibbons


Gute Frage :) Ehrlich gesagt war mir die "gemischte Varianzanalyse" vorher kein Begriff. Es handelt sich meiner Meinung nach um eine gemischte multivariate Varianzanalyse (da ich 2 AV's habe und 3 Messzeitpunkte - somit ein between & within-subject design).

ponderstibbons hat geschrieben:Und wieso Kovarianzanalyse, was ist denn die Kovariate?
PonderStibbons


Ich habe 2 Kovarianten aufgenommen (Stresserleben & Selbstwirskamkeit).
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Re: MANCOVA mit Messwiederholung: Widersprüchliche Interakti

Beitragvon anjakuhn » Di 16. Aug 2022, 11:38

Vielen Dank für die Antwort!

strukturmarionette hat geschrieben:- n1?; n2?
- deren Zustandekommen?


Gruppe 1: 50 Versuchspersonen, Gruppe 2: 53 Versuchspersonen. Die Gruppeneinteilung erfolgte randomisiert.

strukturmarionette hat geschrieben:Kovarianzanalyse (MANCOVA) mit Messwiederholung durchgeführt (mit SPSS)
- wie?


Bei SPSS: Analysieren -> Allgemeines lineares Modell -> Mit Messwiederholung und dann habe ich die Innersubjektfaktoren & Zwischensubjektfaktoren für die 3 Messzeitpunkte sowie 2 Kovariaten eingetragen. Dadurch habe ich die Output-Tabellen für die Innersubjektfaktoren & Zwischensubjektfaktoren inklusive der Haupteffekte und Interaktionseffekte erhalten. Oder wie ist die Frage gemeint?

Viele Grüße
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Re: MANCOVA mit Messwiederholung: Widersprüchliche Interakti

Beitragvon strukturmarionette » Di 16. Aug 2022, 12:24

Hi,

- wie sind die Befunde (daraus) für die Kovariaten?
- wie ändern sich die Befunde ohne Kovariaten?

Gruß
S.
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Re: MANCOVA mit Messwiederholung: Widersprüchliche Interakti

Beitragvon ponderstibbons » Di 16. Aug 2022, 16:45

In diesem Fall erscheint es mir widersprüchlich, da die Haupteffekte nicht für einen Unterschied zwischen den Gruppen & somit nicht für einen Effekt der Intervention sprechen, der Interaktionseffekt jedoch schon. Nun bin ich mir nicht sicher, ob der Haupteffekt oder der Interaktionseffekt bei meinem Auswertungsverfahren zu "priorisieren" ist.

Ich verstehe es leider noch nicht. Was ist gemeint mit priorisieren? Wechselwirkungseffekte sind Differenzen von Differenzen, demnach unabhängig von Haupteffekten.
Haupteffekte können dabei gleich Null sein, siehe hier. Und da bei Vorliegen von Interaktionen ein Haupteffekt nicht mehr so einfach interpretierbar ist wie ohne Interaktion, kann man eher froh sein, wenn keiner nachgewiesen wird.

Mit freundlichen Grüßen

PonderStibbons
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